Ich mach’ es heute anders als sonst und lass’ mich wie ich bin

Alles was ich annehme, kann ich hingeben. Hingeben im zweifachen Sinn: Ich gebe hin, was ich nicht mehr möchte und was sich wandeln darf. Und ich gebe meine Gaben hin, teile meine Talente mit anderen. An-nehmen und Hin-gabe sind wie zwei Seiten derselben Medaille. Denn nur das, was ich wirklich angenommen habe und in beiden Händen halte, kann ich hingeben und damit Veränderung ermöglichen.

Überall da, wo wir im Widerstand sind und laut „NEIN“ rufen, binden wir unsere Energie im Abwehren einer uns unangenehmen Realität. Wenn wir los-lassen und dem Widerspenstigen in uns begegnen, ist Raum für Wandel möglich. Wenn du dir das Knie aufschlägst und schreist: „Nein, nein, nein! Das ist nie passiert. Mein Knie ist gesund!“, dann wirst du nicht auf die Idee kommen, dir die Wunde anzuschauen, sie zu säubern und ein Pflaster drauf zu kleben.

Es gibt viele Verbotsschilder in unseren Köpfen und aufgeschlagene, unbehandelte Knie. Es gibt viele innere Verneinungen, Stimmen die uns sagen, was wir können und was nicht. Was wir tun und lassen sollten und wie wir zu sein haben oder wie auch nicht. Diese Verbote tun weh, denn sie stammen aus einer inneren Verneinung. Wir selbst sagen „nein“ zu uns, zu unserer Einzigartigkeit. Es ist verfuchst. Wir wollen alle einzigartig sein, aber ich kenne nur wenige Menschen, die ihre Besonderheit zulassen und sich genug vertrauen, sich selbst zu leben.

Überall da, wo ich mich verneine, verpasse ich eine Chance, ganz zu werden. To be holy is to be whole. Heil sein bedeutet, ganz werden. Deswegen ist Annehmen der erste Schritt zu Heilung und kommt noch vor der Hingabe.

Und auch das beobachte ich: Dass wir so gerne geben und dienen und unsere Talente für das große Ganze einsetzen wollen. Ja, und das ist genau gut! Wir sollten wirklich mal gemeinsam aus den Puschen kommen. Aber um zu geben, muss ich zuerst einmal annehmen. Annehmen, dass in mir etwas ist, dass teilenswert ist. Annehmen, dass ich frei bin und ungehindert meiner Liebe und meinem Potenzial Ausdruck verleihen darf. Annehmen, dass ich ein vollkommen unvollkommener Mensch bin – würdevoll, egal was ich tue und immer in Entwicklung, welche Höhen und Tiefen ich auch immer durchschreite.

Annehmen, was ist. Hingeben, was sich wandeln will und was du teilen möchtest. Und es ist so leicht geschrieben. Aber hast du mal probiert, andere in ihren schwachen, irrwitzigen oder hysterischen Momenten vollkommen anzunehmen – wertfrei? Welche Erfahrungen hast du damit, dich anzunehmen, wenn deine heimlichen Gedankenmonster durch die Hintertür deines schlafenden Herzens krabbeln? Wie funktioniert es, eine Situation anzunehmen, in der du dich sehr verletzt fühlst? Und kannst du unterscheiden, ob du etwas annimmst oder es dir in deiner Komfortzone gemütlich machst?

Annehmen ist eine hohe Kunst. Es erfordert zärtlich und genau mit sich zu werden – nicht nur in den hübschen Momenten. Ich finde es nicht leicht. Aber ich übe. Und ich bin dieser Praxis sehr verbunden. Hingebungsvoll übe ich mich im Annehmen dessen, was ist. Einfach da ich annehmen kann, dass es ohnehin schon da ist.

Und da Annehmen auch Empfangen bedeutet, können wir davon ausgehen, dass jeder Moment das Potenzial innehat, sich uns hinzugeben. Auch das beobachte ich immer wieder: Es ist für mich gar nicht so einfach, meinen Rödel-Modus einmal zurück zu drehen und auf „annehmen“, im Sinne von „empfangen“ zu schalten. Annehmen ist eine Seins-Qualität. Sie erfordert kein Tun, sondern sie braucht uns „hier und jetzt, ohne Beurteilung“.

Nehmen wir doch einfach mal an, dass sich dein Leben dir hingeben will und du es vollkommen annehmen lernen darfst. In allen Facetten. Vielleicht ist es eine gute Übung für die kommenden Tage, den Fokus darauf zu legen, was dein Leben dir schenkt – an Möglichkeiten, dir näher zu kommen, zu heilen, dich zu erfüllen, einfach Spaß zu haben und deine Zeit mit Tätigkeiten zu verbringen, die du mit Liebe tust…

Und nehmen wir doch auch mal an, dass es sich lohnt zu lernen „JA“ zu sich zu meinen. Und „JA“ zu sich zu leben. Es ist alles andere als egoistisch. Denn da wo du dich noch verneinst, lauert auch deine Verneinung und Kritik anderen Menschen gegenüber. Wenn du lernst, dich in launischen Momenten bei Laune zu halten, dann kannst du das auch für andere geben. Alles was du für dich annehmen, eine Zeit tragen und wandeln kannst, kannst du auch für andere. Du tust es nicht für sie, aber du hältst den wertfreien Raum dafür, dass sie sich ganz machen können.

Hier ist eine kleine Übung für dich: Sei in den kommenden Tagen mal besonders aufmerksam, wenn du spürst, dass du im Widerstand mit dem bist, was gerade in dir vorgeht.

Ärgerst du dich über deine eigene Unentschlossenheit, wenn du dich nicht zwischen den Gerichten auf einer Speisekarte entscheiden kannst? Deine Freundin erzählt von einem schönen Urlaub und Neid steigt in dir auf – du schluckst ihn jedoch gleich wieder runter, denn du bist ja eine gute Freundin. Oder du bist so wütend, dass du am liebsten in ein Kissen brüllen würdest, drückst deine Wut aber weg – denn das gehört sich einfach nicht?

All das sind Beispiele für scheinbar unbedeutende Situationen, in denen wir jedoch manchmal großen Widerstand zu uns selbst aufbauen. Es ist so alltäglich für uns, im Kampf zu sein mit uns selbst, dass wir es kaum mehr bemerken.

Werde aufmerksam für diese Momente, in denen du gegen dich kämpfst, und notiere sie in einem Journal. Notiere auch, was genau es an dir ist, das du am liebsten endlich loslassen würdest. Dann: Höre auf, es krampfhaft loslassen zu wollen😊. Sei dir stattdessen bewusst, dass du der Raum bist, in dem all das existieren darf, mit allen Widersprüchlichkeiten. Z.B. könntest du dann schreiben: „Sowohl meine Fähigkeit, anderen etwas zu gönnen, als auch mein Neid, als auch meine Empörung über diesen Neid dürfen in mir gleichzeitig existieren. Ich bin der liebevolle Raum, in dem all das da sein darf.“

Je mehr ich mir begegne, desto näher kann ich anderen sein. Ich kenne die Gedanken, die zu Ambivalenzen führen, weil ich sie in mir angenommen und hingeben habe. Ich weiß, wieviel ich geben kann, weil ich alles angenommen habe, was mein Leben mir vor die Füße gespült hat. Da ich die Gefühle kenne, die mir vorgaukeln, dass ich einsam und getrennt bin, kann ich jemanden erkennen, der sich im Moment so fühlt. Und weil ich beobachtet habe, dass Gefühle flüchtig sind und sich natürlicherweise wandeln, wenn man sie zu sich nimmt und dann loslässt, kann ich jemandem zeigen, wie es geht, sich von den inneren Gespenstern zu befreien.

Indem du dich annimmst, wirst du mehr. Weiter. Größer. Komplexer. Annehmen heißt nicht, etwas gut zu heißen. Es bedeutet nur, dass du das, was sowieso schon da ist, in deine Hände nimmst und dann entscheidest, wie du damit umgehen willst. Indem Sinne ist Annehmen auch ein Weg, um mehr in unsere Verantwortung und Selbstwirksamkeit zu kommen. Und die brauchen wir, wenn wir hier Wunderschönes gestalten wollen – wovon ich mal ausgehe.

Kopf hoch, Herz offen und Rock‘n Roll!

Deine Elisabeth

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auf meinem Blog rund um das Thema Potenzialentfaltung. Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen!

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